Jean-Pierre Roy konnte sich am Donnerstag nicht den Traum von einer Teilnahme am Herren-RTL erfüllen. Der 47-jährige Großvater, der mit seinem Projekt „Weißes Gold für Haiti“ auf die nach wie vor schlechten Zustände in seiner vom verheerenden Erdbeben im Jänner 2010 heimgesuchten Heimat aufmerksam machen möchte, kam in der Qualifikation über den letzten Platz nicht hinaus.
Roy belegte, trotz der Unterstützung eines kleinen Fanclubs, mit einer Gesamtzeit von 3:10,58 Minuten und einem Rückstand von 56,88 Sekunden auf den bulgarischen Qualisieger Nikola Tschongarow nur den 99. Platz. Insgesamt waren auf dem Horn am Hausberg, wo sich die schwedische Skilegende Ingemar Stenmark bei der WM 1978 Gold im RTL geholt hatte, 123 Läufer aus Nationen wie China, dem Iran, Ghana, Zypern und Brasilien am Start.
Roy schaffte auch nicht die Teilnahme am WM-Rennen am Freitag (10.00 und 13.30 Uhr, live in ORF eins und im Livestream) über das „Schlupfloch“. Die ersten 25 Läufer der Qualifikation schaffen die direkte Teilnahme am Rennen. Weitere Startplätze (zusätzlich maximal 25) werden an jene Nationen vergeben, die unter den bis dahin 75 qualifizierten Teilnehmern noch keinen Läufer im Bewerb haben. Doch während auf diesem Weg etwa der Libanese Tarek Fenianos als 90. (+28,50 Sekunden) noch seinen Traum von einem WM-Start gerade noch verwirklichen konnte, hatte Roy auch hier keine Chance.
Gemeinsam mit dem Südafrikaner Sive Speelman, dem Portugiesen Joao-Miguel Marques, dem Ghanaer Kwame Nkrumah-Achea und dem Inder Rajat Thakur verpasste er auch die Qualifikation über die „Nationenwertung“. Zumindest über einen kleinen Erfolg durfte sich der Haitianer aber freuen - im zweiten Durchgang war er schneller als Jorge Goncalves aus Portugal.
So hat Roy seine Mission nur teilweise erfüllt. Aber zumindest sorgte er für Schlagzeilen. „Es macht mich unglaublich stolz, dass ich Haiti repräsentieren darf“, erklärte er vor der WM. Mit wie viel Herzblut der in einem Vorort von Paris wohnende Unternehmer bei der Sache ist, wurde spätestens dann klar, als er bei der offiziellen Pressekonferenz in Tränen ausbrach und einige Minute um Fassung rang. „Verzeihen Sie mir, aber es sind große Emotionen dabei“, entschuldigte sich Roy.
Für ein Verpassen der Qualifikation hatte er vorgesorgt und seine sportlichen Ziele niedrig angesetzt. „Sollte mir das gelingen, dann möchte ich mich natürlich nicht blamieren und mit beiden Beinen nach oben statt nach unten ins Ziel kommen“, scherzte Roy, der als Zweijähriger mit seinen Eltern aus politischen Gründen nach Paris auswanderte.
Mit acht Jahren stand er bei einem Schulskikurs in den französischen Alpen erstmals auf Ski. Seit damals ging er regelmäßig für eine Woche im Jahr in die Berge. „Für einen Nichtprofi bin ich ein ziemlich guter Skifahrer, gewöhnliche Pisten sind kein Problem für mich. Aber hier bekomme ich schon ein wenig Angst“, erklärte der IT-Spezialist.
1. | Nikola Tschongarow | BUL | 2:13,70 |
2. | Tin Siroki | CRO | + 0,55 |
3. | Olivier Jenot | MON | 0,83 |
4. | Noel Baxter | GBR | 1,00 |
. | David Ryding | GBR | 1,00 |
6. | TJ Baldwin | GBR | 1,03 |
7. | Maarten Meiners | NED | 1,09 |
8. | Sebastian Brigovic | CRO | 1,59 |
9. | Maciej Bydlinski | POL | 1,64 |
10. | Sebastiano Gastaldi | ARG | 1,78 |
99. | Jean-Pierre Roy | HAI | 56,88 |