Dabei sein ist alles! Dass das olympische Motto auch bei Weltmeisterschaften angebracht ist, stellt der aus Haiti stammende Jean-Pierre Roy unter Beweis. Der 47-Jährige wird erstmals sein Heimatland bei alpinen Ski-Weltmeisterschaften vertreten.
Für Jean-Pierre Roy geht es bei den alpinen Ski-Weltmeisterschaften in Garmisch-Partenkirchen nicht um Ruhm, Ehre oder Medaillen. Er will auf die widrigen Umstände aufmerksam zu machen, die in seiner Heimat Haiti nach dem Erdbeben im vergangenen Jahr immer noch herrschen. „Ich habe immer an Haiti gedacht und habe eine Leidenschaft fürs Skifahren. Also warum sollte ich nicht bei der WM antreten", erklärt der in Haitis Hauptstadt Port au Prince geborene Roy, der allerdings in Paris lebt und arbeitet. Doch ganz so einfach war es nicht. Da es in Haiti keinen offiziellen Skiverband gibt, gründete Roy kurzerhand die Fédération Haïtienne de Ski. „Der gesamte Verband besteht aus drei Personen. Ich selbst bin sowohl Präsident als auch einziger Fahrer", erklärt Roy die Vereinsstruktur.
Positive Werbung für Haiti
In erster Linie will Roy mit seinem Antreten erreichen, dass Haiti in den Medien bleibt um Geld für die Opfer der Erdbebenkatastrophe zu sammeln. Er wird im Slalom und im Riesentorlauf an den Start gehen. Seine sportlichen Ziele sieht Roy realistisch: „Ich will in erster Linie auf der Piste eine gute Figur machen und mich vielleicht sogar für den Hauptbewerb qualifizieren." Aber schon hier zu sein und sein Heimatland vertreten zu dürfen macht den Sportler stolz: „Mir wird richtig warm ums Herz, wenn ich die haitianische Flagge hier hängen sehe. Es ist eine Ehre neben Skinationen wie Italien und Österreich antreten zu dürfen."
Erster Großvater bei der Ski-WM
Es ist allerdings nicht immer leicht, den wahrscheinlich kleinsten Ski-Verband der Welt am Laufen zu halten. Besonders schwierig ist es Sponsoren aufzutreiben. Zwischen 10.000 und 15.000 Euro musste der IT-Spezialist bislang aus eigener Tasche investieren. Um Geld zu sparen ist er mit dem Auto die knapp 1.000 Kilometer aus Paris angereist. Immerhin hat Roy sein Material kostenlos von Rossignol bekommen: „Ich habe angefragt, ob sie günstige Ski für mich hätten, da bekam ich sie geschenkt!"
Auch wenn er sportlich kaum für Überraschungen sorgen wird, so hat der 47-Jährige schon jetzt einen Rekord inne. „Ich bin der erste Großvater, der jemals bei einer Ski-Weltmeisterschaft an den Start gehen wird", erklärt der stolze Opa eines zweijährigen Enkels.